“If I told you my secrets,
You’d never look at me the same way,
Well, I guess you’re right, some things I can’t change […]”
Lyrics wie diese aus dem Song “Into The Silence” sind das Werk des australischen Songwriters und Produzenten Tim Metcalfe. Sein allererstes Album, in das er involviert war, landete auf Platz eins der Charts in sieben Ländern – darunter in Deutschland und England. “Different”, “Run It Wild”, “Be A Boy”, “Don’t Hear Me (Hold Me)” – und wie sie nicht alle heißen. Und die Liste wird länger und länger. “Lucky me”, denn nicht wenige davon zählen zu meinen persönlichen Lieblingssongs und sprechen mir aus der Seele. Tim Metcalfe, Songwriting, Lyrics und ein Bild der Reihe “One Picture. A Story.”.
“Ich habe begonnen Songs zu schreiben, als ich ungefähr zehn Jahre alt war – obwohl ich nicht wirklich sicher bin, dass ich damals viel Talent hatte “, erinnert sich Tim Metcalfe grinsend. Knappe elf Jahre später entschied er sich für das Musikbusiness: „Erst als ich ungefähr 18 Jahre alt war, merkte ich, dass ich gut im Songwriting wurde, und als ich ungefähr 21 war, dachte ich: ‚Okay, ich kann das wirklich‘.“ Eine Entscheidung, die sich als eine der besten Entscheidungen überhaupt erweisen sollte. Bereits drei Jahre später im Jahr 2012 sollte sein erstes Album erscheinen.
Oft an seiner Seite, wenn es um das Songwriting geht und ebenfalls in das erste Album involviert, ist Flynn Francis – sein bester Freund. Zu Beginn der Highschool in Melbourne kennengelernt, begannen sie einige Jahre später zusammen Songs zu schreiben. Eine Zusammenarbeit, die – so könnte man sagen – der Startschuss in eine Zeit war, in der sie zusammen mit einem Weltstar das Musikbusiness neu aufrollen sollten.
Produzent Tim Metcalfe über Songwriting
Früher, so erzählt Tim Metcalfe, sei Musik alles für ihn gewesen. Heute höre er viel seltener Musik von anderen Künstlern. Grund seien seine eigenen Projekte. „Wenn ich etwas wirklich Gutes vollende, etwas worauf ich stolz bin und es ganz laut höre – sei das im Auto oder auf einer Bühne, wo auch immer – das macht mir unendliche Freude. Das bringt mich definitiv zum Lächeln“, sagt er. Dabei entstehen seiner Meinung nach beim Songwriting die besten Lyrics, „wenn man über etwas schreibt, das man selbst erlebt oder etwas, das man durchgemacht hat.“ Im Umkehrschluss bedeutet das für einen professionellen Songwriter, dass man versucht die Gefühle und Emotionen anderer Menschen auszudrücken. Einer dieser Menschen ist niemand Geringeres als Robbie Williams.
Tim Metcalfe: „Nach knapp einer Woche hatten wir „Take The Crown“ geschrieben“
Drehen wir die Zeit um knappe acht Jahre zurück, ist Robbie Williams gerade dabei sein neuntes Studioalbum zu veröffentlichen: „Take The Crown“ (2012). Ein Album, das auf eine faszinierende Art und Weise einfach „Not Like The Others“ ist – wie auch der gleichnamige Song unter Beweis stellt. Ein Album, an dem Tim Metcalfe an acht Songs von insgesamt 13 beteiligt war und das innerhalb kürzester Zeit in sieben Ländern Platz eins der Albumcharts erklommen hat. „Robbie Williams war mein erster richtiger Job“, erzählt mir Tim. „Ich habe ihn durch seinen Schwager getroffen, der Flynn und mich dann vorstellte. Er war ein Fan unserer Musik und nach knapp einer Woche hatten wir „Take The Crown“ geschrieben. Seither arbeiten wir zusammen. Und ich habe das Glück bisher in sechs Alben involviert gewesen zu sein.“
Neben „Take The Crown“ zählen dazu „Under The Radar Vol1“ (2014), „The Heavy Entertainment Show“ (2016) „Under The Radar Vol2“ (2017), „Under The Radar Vol3“ (2018) und „The Christmas Present“ (2019).
Doch seit dem ersten Zusammentreffen der beiden im Jahr 2011 sind nicht nur einige Ohrwürmer entstanden, Tim Metcalfe begleitete Robbie Williams auch zu etlichen Konzerten in Europa und weltweit. Eines dieser Konzerte war Teil der sogenannten „Let Me Entertain You“-Tour im Jahr 2015, die sie auch nach Barcelona führte. Dort sollten die beiden das erste Mal gemeinsam auf der Bühne performen. Vorhergesehen waren der Song „H.E.S“, der noch nie bei einem Konzert live gespielt worden war, und „Motherf***er“, ein Song, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht war. Während den Proben, so erzählt Metcalfe, sang Robbie Williams die Worte immer wieder falsch. „Die Arena war RIESIG und während etwa der Hälfte der Probe sagte Rob ‚Nah, I don’t want to do this tonight, this place is too big and I don’t want to fuck it up‘. Aber er sagte: ‚Well, why don’t you just join me on stage for ‚Angels‘?“ Tim Metcalfe ging also in den Backstagebereich und übte die Gitarrenchords des Songs, den er noch nie zuvor gespielt hatte.
„Let Me Entertain You“-Tour in Barcelona: „Definitiv ein Moment, den ich nie vergessen werde“
Jeder der Crew wusste, dass Metcalfe zum Ende des Konzerts, auf die Bühne gehen sollte. Doch als der Moment schließlich kam, schien es Robbie Williams vergessen zu haben. Er begann den Song – das große Finale eines jeden Konzerts – alleine und wie das meistens so ist während „Angels“, betritt die gesamte Band mit Beginn der zweiten Strophe die Bühne, um einen gemeinsamen Abschluss zu finden. In diesem Moment war Tim Metcalfe der Erste, der hinaufging, er rannte langsam von einer Seite auf Robbie Williams zu, schlich sich an nach dem Motto „Hey, what’s up?“, erinnert er sich lachend.
Robbie Williams blickte ihn erschrocken an, dachte wohl, dass ein Fan unerlaubter Weise auf die Bühne gelangt war. „Tim Metcalfe“, stellte Robbie Williams ihn schließlich mit einem Grinsen im Gesicht vor und sang weiter. Einen Augenblick später entstand das erste Bild der Blogreihe „One Picture. A Story.“. „Während dem Gitarrensolo kam er hinüber zu mir und sagte ‚Mate, you scared the sh** out of me‘. Während wir also den Moment des Songs miteinander teilten, lachten wir auch gemeinsam über die Situation. Es war das erste Mal, dass ich vor so einer großen Menge spielte und „Angels“ war kein schlechter Song dafür“, erzählt mir Tim augenzwinkernd. „Es war definitiv ein Moment, den ich nie vergessen werde – und es entzündete eine Flamme in mir, die mich pushte, selbst auf die Bühne zu gehen und das „artist-thing“ zu machen“, wie er es nennt.
Tim Metcalfe: „Ich hatte das Glück ein Teil einiger großartiger Records zu sein“
2019 zog Tim Metcalfe mit Kumpel und Sänger Dan Keyes mit einer Tour durch die USA. „Es war das erste Mal, dass ich durch die US tourte, also war es sehr aufregend.“ Was zu Beginn unter dem Bandnamen „New Rides“ entstanden war, verstehen die beiden mittlerweile mehr als „solo artist vibe“. Ein Song namens „Don’t Hear Me (Hold Me)“ ist bereits veröffentlicht worden.
Folgen wird demnächst der erste Song, den Tim Metcalfe und Dan Keyes zusammen geschrieben haben, namens „London“. „Es ist wahrscheinlich mein Lieblingssong”, sagt Metcalfe und erwähnt in diesem Zusammenhang auch den Song „Surrender“ (UTR Vol1), den er zusammen mit Robbie Williams schrieb. „Ich denke, dass ich das Glück hatte ein Teil einiger großartiger Records und Projekte zu sein, die alle auf einem unterschiedlichen Erfolgslevel waren – und das ist das Schöne daran“, erklärt Tim Metcalfe und fügt augenzwinkernd hinzu, „aber ich denke, dass das Beste erst noch kommt.“
Text: Michelle Brey