„Einer der aufregendsten Künstler aus Nordirland. Er hat die Stimme eines Engels“: Mit diesen Worten beschrieb einst niemand Geringeres als Gary Lightbody von Snow Patrol den Sänger und Songwriter Ryan McMullan. Im Rahmen seiner Europa-Tour performte der 33-Jährige auch in München. Ich hatte das Vergnügen, ihn kurz zuvor für ein Interview zu treffen.
„Es ist vier Jahre her, seit ich das letzte Mal in Europa war. Die Welt hat sich komplett verändert, ich habe mich komplett verändert. Deshalb war es echt toll zurückzukommen und hoffentlich dauert es das nächste Mal nicht so lange“, sagte er mit Blick auf die in München endende Europa-Tour. Sechs Konzerte in sieben Tagen: die Tour führte Ryan für jeweils ein Konzert nach Frankreich und in die Niederlande. Vier Konzerte spielte der Nordire in Deutschland. „Rotterdam war echt großartig – aber eigentlich waren das alle Konzerte. Die Reeperbahn war eine Überraschung, da ich nicht sicher war, wie es laufen würde, weil es ein Festival war. Es war komplett ausverkauft, es war wirklich toll.“
“Hi, I’m Ryan”: Sänger/Songwriter McMullan begeistert München
Als Ryan am Montag (25. September) die Bühne in der Kranhalle betrat, genügten ihm wenige Sekunden, um das Publikum mit seiner einzigartigen Stimme in seinen Bann zu ziehen. „Hi, I’m Ryan“, stellte er sich nach Another Minute With You und Static mit einem Grinsen im Gesicht vor und hatte ohne große Worte schon die ersten Lacher auf seiner Seite. Dann folgte Song um Song. Er selbst an Gitarre oder Klavier, und dabei ganz eins mit der Musik.
Neben Bowie On The Radio oder Letting Go for a Little While performte er auch Songs, die auf seinem Debüt-Album Redesign erscheinen werden. Zehn Songs sind darauf enthalten, verriet er mir im Gespräch. „Fünf haben wir schon veröffentlicht.“ Die Lyrics entstanden aus Erfahrungen heraus. „Es gibt drei Songs, geschrieben während Covid, in denen es um Bewältigung geht“, erklärte er. Songwriting sei für ihn mehr Therapie als alles andere, um ihm zu helfen etwas zu überstehen oder es zu verstehen, führte er mir gegenüber aus.
„Es gibt einen Song namens Episodes, in dem es darum geht, aus einer Depression herauszukommen. Flailing ist ähnlich – mit einem Anflug von Angst darin. Und dann gibt es Songs wie Static – das war vor Covid -, in dem es darum geht, sich zu verlieben und die Hoffnung, dass sie das in dir sehen, was du in ihnen siehst.“
Ryan McMullan: Debüt-Album Redesign soll erscheinen
Ursprünglich sollte Redesing im August 2022 veröffentlicht werden. Damals zog sich Ryan jedoch für eine Weile aus der Öffentlichkeit zurück. Er cancelte seine eigentlich geplante Tour, verschob die Veröffentlichung seines Albums und nannte auf Instagram seine mentale Gesundheit als Hintergrund. „Ich weiß es nicht“, antwortete er in München auf die Frage, wann sein Album erscheinen wird. Der Zeitpunkt steht demnach noch in den Sternen. Doch wenn es so weit ist, erscheint offenbar nicht nur Redesign. „Ich habe ein weiteres Album fertig. Sobald das jetzige erschienen ist, kommt ein weiteres direkt danach“, sagte er.
In München lieferte Ryan einen Vorgeschmack auf das, was die Musikbranche noch von ihm erwarten darf. Die Aufmerksamkeit von einigen weltweit bekannten Künstlern zog der 33-Jährige dabei schon vor Jahren auf sich. Darunter Snow Patrol, Kodaline, Foy Vance und Dermot Kennedy. 2017 begleitete er Ed Sheeran auf seiner Divide-Tour. 2023 klopfte dann Sir Tom Jones sprichwörtlich an seine Tür. Im Juni eröffnete er das Konzert der Stages-and-Ages-Tour in Belfast. „Es war wirklich cool. Er kam auch, um sich einen bisschen was von meinem Set anzuhören, was großartig war.“
Mit zwei Alben in der Pipeline bleibt es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Ryan selbst die ganz großen Bühnen mit einer Headliner-Tour betritt. In München überzeugte er so sehr, dass das Publikum ihn gar nicht mehr gehen lassen wollte. Unter Jubel hatte er die Bühne verlassen, doch die lauten Zugabe-Rufe der Fans ließen ihm gar keine Wahl. Er musste noch einmal zurückkommen. Er lachte, improvisierte, spielte zwei weitere Songs. Es war wohl das perfekte Ende einer Tour. „München war die beste Show, das beste Publikum“, hatte er schon zuvor einmal einfließen lassen. Ein Publikum, das den Sänger und Songwriter Ryan McMullan so schnell sicherlich nicht vergessen wird.
Artikel und Foto: Michelle Brey