Seit knapp zehn Jahren mischt Josh Savage die Musikbranche auf. Keine große Plattenfirma, sondern ein eigenes Label. Kein Management im Hintergrund, sondern ein unabhängiger Künstler, der sich selbst managed. Es ist treffend zu sagen: Josh geht andere Wege als die meisten Sänger/Songwriter. Die inspirierende Geschichte eines Mannes, der sich mit Wohnzimmerkonzerten in die Herzen vieler Menschen auf der ganzen Welt spielte – und 2022 als Opening Act von Robbie Williams vor 100.000 Menschen auftrat. Einige Wochen nach seinem Auftritt in München habe ich mit Josh gesprochen.
„Alles, was ich wollte, war es zu reisen und Musik zu spielen“, erzählt mir Josh. Nach einem Musikstudium an der University of York in England macht er ein sogenanntes gap yaer. Er wollte „so viel von der Welt sehen wie möglich und so viele Shows spielen wie möglich“. 2013 buchte er kurzerhand seine eigenen Shows, ging in England auf Tour: Der Start war gemacht. „Es lief um einiges besser, als ich es erwartet hatte. Also hing ich ein Jahr dran und noch eins…“, sagt der Indie-Pop-Sänger/Songwriter. Rund zehn Jahre und über 700 Konzerte später, „und ich bin immer noch in meinem gap year“, fügt Josh im Gespräch lachend an.
Vier Kontinente bereiste der gebürtige Brite seither, spielte 2015 in fünf Monaten 79 Shows in Amerika und Europa. Wohnzimmerkonzerte, live, nur er und seine Gitarre – besonders zu Beginn sei das eine Herausforderung gewesen, erinnert er sich. „Wenn du in einem Wohnzimmer spielst, ist es in der Regel sehr klein“, es seien nur einige Menschen in dem Raum anwesend und es sei nicht möglich, etwas zu verbergen, erklärt Josh. „Besonders wenn ich alleine spiele und ich kann die Gesichtsausdrücke erkennen und denke mir ‚Oh Gott, mögen sie meine Songs oder nicht?‘, das ist ein bisschen furchterregend.“ Auf der anderen Seite habe ihm diese Erfahrung für andere Konzerte hinsichtlich seiner Bühnenpräsenz geholfen. Nicht zuletzt trat er etwa 2019 als Support von Kodaline (All I Want) auf.
Müsste er heute noch einmal von null beginnen, würde er es auf die gleiche Art und Weise machen, sagt Josh rückblickend. „Was ich an meiner Reise liebe, ist – wenngleich sie einige Zeit gedauert hat – es war menschlich und ich liebte es meine Fans auf der ganzen Welt zu treffen und die Städte als Einheimischer zu entdecken.“ Viele seiner Anhänger hätten ihm ihre Städte gezeigt, bei einigen habe er auf deren Sofa geschlafen, erzählt mir der 31-Jährige. „Ich glaube, deshalb habe ich das für eine so lange Zeit gemacht. Es ist absolut unbezahlbar.”
Josh Savage: Debüt-Album erscheint während Corona-Pandemie – „Dachte, meine Karriere ist zu Ende“
Dass er einmal von der Musik leben könne, sei immer der Traum gewesen. „Deshalb gebe ich alles, was ich kann“, sagt er. Nach Zwischenstopps in Paris und London zog es den Briten schließlich nach Berlin. Mit dem Song Skinny Dipping trat er 2020 im ZDF-Morgenmagazin auf – nichtsahnend, dass die Coronavirus-Pandemie alles auf den Kopf stellen sollte. Sein Debüt-Album The Long Way Round veröffentlichte er Ende März. Aus der gleichnamigen Tour wurde mehr oder weniger The Longest Way Round. Mehrere Male musste sie verschoben werden. „Sehr deprimierend“ für den Sänger/Songwriter, der mit seinem eigenen Label (Savage Tribe Records) arbeitet, „besonders wegen der vielen Arbeit, die hineingesteckt wurde“.
Doch durch Corona, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen brachen für den unabhängigen Künstler, wie für viele in der Musikbranche, harte Zeiten an: „Plötzlich hatte ich kein Einkommen mehr. Vor der Pandemie habe ich die meiste Zeit vier bis fünf Shows pro Woche gespielt. Und das war nicht mehr möglich. Das war ein riesiger Schock. Ich dachte wirklich, dass meine Karriere zu Ende ist“, erzählt mir Josh. Schließlich fing er an, sich mit Musikunterricht über Wasser zu halten – und veröffentlicht noch im selben Jahr einen neuen Song. Dakota erreichte innerhalb von einem Monat über 100.000 Views auf Spotify.
Album Another Life von Josh Savage ist inspiriert von Liebesbriefen
Im April und Mai 2021 folgten die Songs Young Fools und In Too Deep. Beide erschienen schließlich auf seinem aktuellen Album Another Life. Ein „Liebesalbum“, das auf Liebesbriefen basiert, die er mit seiner Freundin auf der anderen Seite des Ozeans schrieb. „Ich habe eine Frau kennengelernt und wir haben angefangen uns gegenseitig Briefe zu schreiben. Das haben wir eine Zeit lang gemacht und uns überall auf der Welt getroffen.“ Er lebte zu diesem Zeitpunkt bereits in Berlin, sie in New York. Als die Pandemie begann, waren die beiden über einen Zeitraum von sechs Monaten getrennt. Sie zog schließlich von New York nach Berlin für ihn.
Basierend auf den Briefen begann Josh neue Songs zu schreiben. „Es ist lustig, denn zu Beginn habe ich immer gesagt, ich werde niemals einen Song mit dem Wort „Liebe“ darin schreiben. Das ist viel zu kitschig. Doch als ich begann die ersten Songs zu schreiben, habe ich gemerkt: ‚Oh, verdammt. Ich kann keinen Ersatz dafür finden, ich muss mein Wort brechen.‘ Also schrieb ich sehr persönliche und intime Songs.“
Im April und Mai 2021 folgten die Songs Young Fools und In Too Deep. Beide erschienen schließlich auf seinem aktuellen Album Another Life. Ein „Liebesalbum“, das auf Liebesbriefen basiert, die er mit seiner Freundin auf der anderen Seite des Ozeans schrieb. „Ich habe eine Frau kennengelernt und wir haben angefangen uns gegenseitig Briefe zu schreiben. Das haben wir eine Zeit lang gemacht und uns überall auf der Welt getroffen.“ Er lebte zu diesem Zeitpunkt bereits in Berlin, sie in New York. Als die Pandemie begann, waren die beiden über einen Zeitraum von sechs Monaten getrennt. Sie zog schließlich von New York nach Berlin für ihn.
Basierend auf den Briefen begann Josh neue Songs zu schreiben. „Es ist lustig, denn zu Beginn habe ich immer gesagt, ich werde niemals einen Song mit dem Wort „Liebe“ darin schreiben. Das ist viel zu kitschig. Doch als ich begann die ersten Songs zu schreiben, habe ich gemerkt: ‚Oh, verdammt. Ich kann keinen Ersatz dafür finden, ich muss mein Wort brechen.‘ Also schrieb ich sehr persönliche und intime Songs.“
Headline-Tour, Snow Patrol und Robbie Williams: 2022 startet Josh Savage durch
Als die Welt 2022 vor dem Hintergrund der Pandemie mehr und mehr ins normale Leben zurückkehrte, viele Regeln und Maßnahmen aufgehoben wurden, stand Joshs Tour nichts mehr im Weg. Mit seinem Debüt-Album und Another Life im Doppelpack holte er seine Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz nach. Kurz darauf supportete Josh die Band Snow Patrol (Chasing Cars) auf ihrer Tour durch Deutschland. Und es dauerte nicht lange, bis auch Weltstar Robbie Williams sprichwörtlich an seine Tür klopfte.
Die harte Arbeit zahlte sich aus, erklärt Josh, der in den zurückliegenden Jahren etliche Kontakte gemacht hatte. „Einer dieser Kontakte schlug mich für das Konzert vor, schlug mich vor Robbie Williams vor. Und er sagte, er liebt es und ‚lasst ihn uns auf die Bühne bringen‘. Das war eine große Ehre“, fügte Josh an. Auf der Messe München als Opening Act von Robbie Williams aufzutreten, sei ein „unglaublicher Höhepunkt“ gewesen und ein Traum, der wahr wurde. Nach nahezu zehn Jahren und insbesondere nach Covid, sei er über diese Möglichkeit einfach sprachlos gewesen. Im Anschluss an das Konzert habe es einige Tage gedauert, um wieder zurück auf den Boden zu kommen.
Josh Savage: Neue Single Bella und NFT-Kollektion Love Letters
Seither geht es Schlag auf Schlag für Josh weiter. Es seien „verrückte Zeiten“ seit den großen Konzerten, sagt er lachend. Am 9. September erschien seine neue Single Bella. Zeitgleich arbeitet er an einer NFT-Kollektion namens Love Letters, welches aus 888 Teilen besteht. „Wenn ich das ausverkaufe, wäre ich der erste britisch unabhängige Künstler, der ein Musik-NFT dieser Größe ausverkauft“, erklärt Josh.
NFTs (Non-Fungible Token) sind in der Musikbranche noch relativ neu. Darunter kann man sich digitale Sammlerstücke (digital collectibles) vorstellen, die Fans über Token kaufen können. Der Künstler entscheidet, was er seinen Fans anbieten möchte (Musikvideos, Audiodateien oder Ähnliches). Kauft man ein NFT, kauft man sich digital ein Produkt des Künstlers – ohne dabei den Umweg über Zwischenhändler zu gehen. In der Musikbranche haben beispielsweise Kings of Leon oder Shawn Mendes mit Musik-NFTs gearbeitet.
Neben seiner NFT-Kollektion will sich Josh in den kommenden Wochen und Monaten weiter auf das Schreiben und Aufnehmen konzentrieren – und seine Ziele verfolgen. „Coldplay zu supporten und meine erste Show mit einer Kapazität von 1.000 Fans auszuverkaufen“, das seien seine Träume für die Zukunft. Doch auch Wohnzimmerkonzerte könne er sich vorstellen, weiterhin zu spielen, erklärt er. „Mit meiner Band aufzutreten, ist mehr Spaß, aber es ist auch toll, mehr intim mit Wohnzimmerkonzerten aufzutreten. Es kommt auf meine Stimmung an“, sagt er lächelnd. Zum aktuellen Zeitpunkt sei seine Zeit sehr knapp, doch Interessierte könnten sich jederzeit bei ihm melden (info@joshsavagemusic.com). Großen wie kleineren Auftritten steht also für die Zukunft nichts mehr im Wege.
Text: Michelle Brey
Fotos: Bud Johnson Photography