Mit 13 Jahren hat er mit dem Freestyle begonnen, heute zählt er zu den Besten der Besten und ist amtierender Deutscher Meister: Samuel Weller. Was für viele schier unmöglich scheint, ist für den 22-jährigen Münchner offenbar eine Kleinigkeit.
Hohe Konzentration, den Ball mit Gefühl berührend, legt er los. Ein Kontakt, noch ein zweiter – und kurz darauf kickt er den Ball leicht in die Höhe, um ihn im Handstand auf seiner Schuhsohle balancierend wieder aufzufangen. Elegant, leichtfüßig und, wie es scheint, vollkommen mühelos setzt er danach seinen Tanz mit dem Fußball weiter fort. Es ist ein Vorgeschmack auf das, was die Zuschauer bei den Beachvolleyball-Finals der European Championships zu sehen bekommen.
European Championships: Freestyler Samuel Weller tritt bei Beachvolleyball-Finals auf
Dort, am Königsplatz, wo die Athleten um die Medaillen kämpfen, wird er performen – und „entertainen“, wie er im Gespräch betont. „Ich bin sehr glücklich, dass ich am Samstag und Sonntag vor den Finalspielen vor großer und wahrscheinlich voller Bühne auftreten kann“, sagt er. „Aufgeregt“ sei er dann schon – besonders wenn er die Menschen im Publikum höre. „Ich finde aber, dass ein bisschen Nervosität hilft, um eine Top-Leistung abzurufen“, relativiert er. „Inzwischen habe ich aber auch schon viel Erfahrung sammeln können, sodass ich auch damit ganz gut umgehen kann“, fügt Weller an.
Nicht zuletzt trat der Freestyler 2021 bei der Fußball-Europameisterschaft in München auf. Ein Highlight für den 22-Jährigen, der an der TU München studiert. „Wir haben mit Philipp Lahm zusammengearbeitet, der Botschafter der EM war.“ Bei den Spielen trat er dann in den Lounges, nicht auf dem Platz auf – der Corona-Pandemie geschuldet. Die Atmosphäre dort sei cool gewesen, „weil man sehr viele Leute gesehen und getroffen hat, die man sonst nur aus dem Fernsehen und der Zeitung kennt“, blickt er zurück.
Samuel Weller über Freestyle: “Hat eigentlich gar nichts mehr mit Fußball zu tun”
Ebenfalls 2021 trat Weller bei „King of the Court“, einem Beachvolleyball-Event in Hamburg, auf. Rund ein Jahr später wird nun erneut ein Beachvolleyball-Turnier auch zu seiner Bühne. Ein Zufall ist das nicht. Zum einen ist die Marke Powerbar sowohl Sponsor von Weller als auch von den European Championships. Zum anderen säßen die gleichen Personen wie im vergangenen Jahr bei „King of the Court“ im Management, verrät er. „Sie hatten die Idee, dass ich wieder dabei sein könnte.“
Beigebracht hat sich der 22-Jährige seine Freestyle-Tricks alle selbst. „Ich habe früher Videos von den ersten Freestylern gesehen, die das unabhängig vom Fußball gemacht haben. Denn Freestyle hat eigentlich heutzutage gar nichts mehr mit Fußball zu tun. Es ist eine ganz eigene Sportart geworden mit Einflüssen aus dem Turnen – also akrobatischen Elementen oder Breakdance zum Beispiel“, erklärt er.
Samuel Weller: Freestyler und erfolgreicher Volleyballspieler
Ursprünglich selbst in einem Fußballverein aktiv, hing er die Fußballschuhe wegen des Freestyles schließlich an den Nagel. „Irgendwann wurden die zwei Sportarten parallel einfach zu viel, dann musste ich mich entscheiden.“ Einige Zeit später begann er erneut mit einer Teamsportart. Über Freunde kam er dann zum Volleyball. Heute spielt Weller mit dem ASV Dachau in der zweithöchsten Liga.
„Die Volleyballsaison geht erst im Oktober los“, blickt er voraus. Deshalb habe er im Sommer viel Zeit, um an den Wochenende Freestyle-Shows zu machen. Vier Mal die Woche Volleyball-Training in der Vorbereitung, Studium an der TU München und „ein bisschen was mit dem Fußball“ stehen an. „Das ist schon relativ stressig. Früher habe ich definitiv den Fokus auf Freestyle gelegt und dafür dann täglich zwei Stunden trainiert. Inzwischen ist das Freestyle-Training nicht mehr so intensiv“, gibt er einen Einblick. Nun liege der Fokus im Freestyle eher darauf, das „Level zu halten“ und sich auf Shows und die Deutschen Meisterschaften zu konzentrieren. „Die Challenge und die Herausforderung mit sich selbst“ seien das, was ihn antreibe und am Freestyle so fasziniere. „Es ist einfach ein ständiges Streben nach Verbesserung und besserer Ballkontrolle“, sagt er. Dass das nicht nur leere Worte sind, wird spätestens dann klar, wenn man Weller beim Performen beobachtet. Nicht umsonst hat der 22-Jährige bei den Deutschen Meisterschaften schon Edelmetall abgeräumt.
Text: Michelle Brey
Foto: Samuel Weller